Dienstag, 29. April 2008

Pech für Ronaldo

Irgendwie ist alles schief gelaufen in der Nacht vom Sonntag. Erholen von der erneuten Knie-OP sollte Ronaldo, das Phänomen, sich in der Heimat - und das war sicher nicht nur physisch gemeint. Am Sonntag ist der 31jährige Weltstar also in Rio zu einer Party des beliebten Vereins Flamengo gegangen. Dort traf er ein Mädel, das ihm gefiel. Als Andrea dem Fußballer erklärte, sie gehöre zur käuflichen Zunft, fand der das gar kein Hindernis, eher im Gegenteil: Er sei nur auf ein kleines Abenteuer aus, und habe keine Lust auf Komplikationen, Presse oder sonstigen Trubel, erklärte er der Fremden. Und dann verließen die beiden die Party und fuhren ins Motel Papillon.*

Soweit schien es, als würde der Plan mit dem Amüsieren ganz gut klappen. Als Andrea Albertine im Motel anbot, sie könne noch zwei Freundinnen einladen, stimmte Ronaldo zu. Oder ließ sich überreden, wer weiß.

Kurz darauf trafen die Freundinnen ein. Und damit ging die Pleite los. Die Damen waren nämlich keine echten Damen, sondern Transvestiten, und das sah man ihnen deutlich an. Im Gegensatz zu Andrea. Deren echter Name lautet André Albertino und auch er ist ein Mann. Muss eine ziemlich ernüchternde Erfahrung sein, wenn die geplante Gespielin für eine Nacht sich quasi auf der Bettkante als Kerl entpuppt. Ronaldo nahm die Enttäuschung mit Fassung. Er bot den Professionellen je 1000 Reais** an, damit sie weiterzögen und ihn auch künftig und vor allem vor der Presse in Ruhe ließen.

Eine guter Preis für Nichtstun: Die beiden Freundinnen akzeptierten sofort und erklärten glücklich, sie führen jetzt zur Cidade de Deus, Drogen kaufen.

Andrea hingegen war mit 1000 Reais nicht zufrieden. 50.000 schienen ihr angemessener. Als Pfand nahm sie kurzerhand die Kfz-Papiere an sich, die sie im Handschuhfach fand. Das wiederum war dem Phänomen zu viel: Die beiden gerieten auf dem Weg vom Parkplatz zum Tor in ein so lautstarkes Wortgefecht, dass die Motelleitung die Polizei rief, die den Fußballer für den nächsten Tag zur Vernehmung bat, und die Prostituierte gleich zur Aussage mitnahm.

Andrea ist erfinderisch: Die beiden Freundinnen seien nicht für sich, sondern für den Mann Drogen kaufen gefahren und sie habe ihre Arbeit gemacht, Leistung erbracht und kein Geld erhalten, sondern nur eine Garantie in Form der Autopapiere. Als sie soweit fabuliert hatte, lief die angeblich Geschädigte mitten in der vernehmung davon. Niemand lief ihr hinterher.

Ronaldo sagte in etwa aus, was hier wiedergegeben ist. Carla, eine der Transvestiten-Freundinnen, erschien gestern nachmittag bei der Polizei, um ihre Version zu Protokoll zu geben. Dass sie dabei in ein Blitzlichtgewitter der Journalisten geriet, schien sie sehr zu erfreuen. Augenblicklich erklärte sie sich bereit für Interviews - leider war niemand interessiert. Zum Abschluss der Angelegenheit will die Polizei im Viertel Barra da Tijuca noch die andere Professionelle vernehmen und Ronaldo erneut vorladen. Aber eigentlich ist der Fall bereits gelöst.

Vorläufige Bilanz der Nacht: Schnelle Kohle und ein bißchen Publicity für die beiden Herren Damen. Publicity auch für das Motel Papillon. Und Ronaldo, der sich nur ein bißchen amüsieren wollte? Muss noch mal aussagen. Und hatte jetzt schon reichlich Spesen für nix gewesen.

* es ist in Brasilien keinesfalls verwerflich zur Liebe ein Motel aufzusuchen, angesichts der oft beengten Wohnverhältnisse ist so etwas ganz normal

* Rund 400 Euro

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