

Obwohl das Heft seit Jahren so gut beim Publikum ankommt, hat das brasilianische Fremdenverkehrsamt Embratur versucht, es mit einer einstweligen Verfügung aus dem Verkehrt zuziehen. Grund für den Ärger: ein paar der Tipps unter Freunden unter dem Titel: „Umgang mit den brasilianischen Frauen“
- Versuch nicht, deine Brasilianerin am Strand aufzureißen
- Versuch, so schnell wie möglich mit dem Küssen loszulegen
- Bestehe nicht darauf, zu ihr nach Hause zu gehen, sondern schlag einen Spaziergang in eine Gegend mit vielen Motels vor
Zum vereinfachten Aufriss hat Nogueira Rios Frauen kategorisiert. Möglicherweise uninteressant, jedenfalls nicht näher beschrieben, erscheint da zunächst das „normale Mädchen“. Es folgen:
- Typ Britney Spears. So etwas wie höhere Töchter. “Schön aber lassen nicht mit sich flirten”. Tipp: Lass sie links liegen.
- Typ Hippie oder Raver. Leicht anzuquatschen. Schwer zu küssen. Leicht, mit ihnen zu trinken und sich zu amüsieren.
- Typ über 30. Tanzen, trinken, küssen und vergnügen sich gern. Behandele sie wie eine Dame und du wirst ihr König sein, wenn nicht heute nacht, dann mit Sicherheit morgen.
- Typ Knackarsch. Sexmaschinen, die ins Fitnesstudio gehen und hautenge Hosen tragen. Immer eine gute Investition, da das Motel bei diesen Mädels immer im Bereich des Möglichen liegt.
Mag sein, dass der gemeine männliche Rio-Besucher tatsächlich Anderes im Sinn hat, als der männliche Besucher von, sagen wir, Wien oder Chicago, Städte für die Nogueiro bezeichnenderweise keine Cityguides veröffentlicht hat. Mag ebenfalls sein, wie Blogautor Alex M. Costa schreibt, dass Sextourismus in Brasilien keinerlei Förderung mehr benötigt, weil Schweinereien hierzulande sowieso an der Tagesordnung sind, vor allem in der Politik. Mag auch sein, dass die brasilianischen Frauen die schönsten der Welt sind, wie in einem anderen Blog behauptet wird. Nogueiras Freunde – und das erwartet er auch von seinen Lesern - jedenfalls haben eindeutig nur eines mit ihnen vor. Das finde ich durchaus bedauerlich.
Ob es aber tatsächlich diese Formulierungen waren, über die sich die Leute von der Embratur aufegergt haben, mag dahin gestellt bleiben. Der Führer ist nämlich bereits zum sechsten Mal erschienen – mit genau diesen Aussagen. Ein Leonardo Name hat vor Jahren in einer wissenschaftlichen Arbeit über „Rio for partiers“ dessen Zielgruppe seinerseits so kategorisiert: mit „junge Leute“ seien offensichtlich weiße, männliche, heterosexuelle Vertreter der Bourgeoisie gemeint – die ihre Selbstbestätigung durch das Praktizieren exhibitionistischer Sportarten und das respektlose Behandeln von Frauen bezögen. Kurz, ein Typ, der in Brasilien (vor allem in Rio) durchaus kritisch als „Playboy“ bezeichnet wird.
So weit, so bekannt. In diesem Jahr allerdings haben sich die Guide-Macher erdreistet, auf ihr Heft das offizielle Brasil-Logo der Embratur zu drucken, Und das ging dann wirklich zu weit. Gestern hat der Richter vorläufig entschieden: Nein, „Rio for partiers“ verletze nicht die nationale Politik der Embratur (die bekanntlich seit Jahren gegen das stereotype Bild eines Brasiliens voller halbnackter Sambatänzerinnen anwirbt). Nein, es verletze auch nicht die Würde der brasilianischen Frau. Also darf Nogueira schon mal fleißig Hefte nachdrucken: Die kostenlose Publicity dürfte die Nachfrage gewaltig steigern.