Freitag, 6. April 2007

Frohe Ostern

Ist ja grade noch mal gut gegangen. Für das Osterwochenende hatte die Infraero, die Verwaltung der brasilianischen Flughäfen, einen weiteren Höhepunkt der Krise vorausgesagt – nachdem Ende März bei einem Kurzstreik der Fluglotsen mal wieder alles drunter und drüber gegangen ist. 18 Lotsen-Sergeants waren vorübergehend festgenommen worden und manche unkten schon, Lula werde sich jetzt mit den Militärs anlegen, die in Brasilien für die Flugsicherheit zuständig sind. Die drohten, just am Feiertag womöglich wieder zu streiken. Obwohl der Präsident, statt ins große Armdrücken einzusteigen, gleich eine Sonderzahlung in ungenannter Höhe bewilligt und außerdem versprochen hat, den Sektor mittelfristig zu entmilitarisieren.


Das allein hat niemanden so recht beruhigt. Die Gewerkschaft der Flughafenangestellten riet ihren Mitgliedern prophylaktisch, lieber gleich ihren Arbeitsplatz zu verlassen, falls Tumulte wie im Dezember aufkämen. Viele Brasilianer verzichteten vorsichtshalber auf jegliche Osterreise. Die anderen haben anscheinend Glück gehabt. Nur zehn Prozent der Flüge waren gestern verspätet. Zum Vergleich: Vor Weihnachten hoben mehr als die Hälfte der Maschinen zu spät ab, ein weiterer Teil blieb, samt Passagieren am Boden. Dagegen sind die paar Wartenden von gestern ein Klacks. Ausserdem haben sich die Fluglotsen öffentlich bei der brasilianischen Gesellschaft entschuldigt. Fragt sich, wofür eigentlich? Für den Streik? Oder dafür, dass sie jetzt nur noch die gesetzlich vorgeschriebenen 14 Maschinen gleichzeitig beaufsichtigen, anstatt, wie früher hierzulande üblich, bis zu 20? Oder dafür, daß sie die nicht bezifferte Gratifikation eingesteckt haben, als besonders hübsches Osterei?


Tatsache ist: In den letzten Jahren ist die Menge der Flugreisenden in Brasilien gestiegen wie sonst nur noch das chinesische Bruttosozialprodukt – und gleichzeitig sind mehr als ein Drittel der brasilianischen Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen worden. Das hat mit der Krise der einst größten brasilianischen Fluggesellschaft Varig zu tun – die kürzlich von der boomenden Billiglinie Gol aufgekauft worden ist. Ob die Gol künftig auf einen Teil ihres Rekordgewinns von 15 Prozent des Umsatzes* verzichten wird, um in mehr und größere Maschinen zu investieren? Oder werden die Gol-Manager es darauf anlegen, in den nächsten Jahren 89 Prozent Auslastung zu erzielen? Diese Zahl haben Spezialisten prophezeit, falls die Investitionspläne der Gesellschaft sich nicht ändern.


Die Brasilianer haben nicht gerade eine üppige Auswahl, wenn sie ihr Riesenland bereisen wollen. Die Strassenverhältnisse sind großteils bescheiden und zudem teilweise unsicher, ein Personenverkehr auf Schienen ist nahezu nicht vorhanden. Also fliegen die Brasilianer. Immer mehr. Und deutlich mehr, als die Infrastruktur verträgt. Der Flughafen Congonhas in Sao Paulo etwa, der für maximal 12 Millionen Passagiere im Jahr geplant war, mußte in 2006 ein Drittel mehr ertragen. Auf die Dauer wird das nicht gut gehen. Auch wenn die Fluglotsen gerade still halten. Sie haben ja schon gedroht: Falls die Regierung sich nicht an die Abmachungen hält, können sie jederzeit wieder streiken.

Es freue sich, wer gut nach Hause oder in den Urlaub gekommen ist. Frohe Ostern!



*im internationalen Vergleich werden drei bis fünf Prozent Gewinn als hervorragendes Ergebnis gewertet

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