Donnerstag, 24. Januar 2008

Doch kein König ohne Kilos

Ob es daran gelegen hat, dass ihm die Krone bei der Krönungszeremonie bei nahe über den Kopf gerutscht ist? Kann denn ein König, der die Krone nicht füllt, trotzdem seine Rolle ausfüllen? „Ich mache mir keine Sorgen um Körpermasse, ich habe Tonnen von Ideen“, sagte Clarindo Silva, der magere Karnevalskönig, der gegen Protest in Bahia gewählt wurde in Interviews: „Ich bin gekommen, um Paradigmen über den Haufen zu werfen“, provozierte er. Die Prinzen hingegen – allesamt Gegenkandidaten mit einem Durchschnittsgewicht von 120 Kilo – drehten dem Gekrönten protestierend ihre imposanten Rücken zu.

Und jetzt ist es passiert, grade mal eine Woche vor Karnevalsbeginn: Clarindo muß die Krone zurückgeben!

Das Volk hat all die Tage regen Anteil an der Diskussion um den großen Traditionsbruch genommen. Zwar war der erste dicke Momo rein zufällig ein übergewichtiger Journalist, aber in den nächsten fünfzig Jahren wurde die überreichliche Körperfülle für den Karnevalskönig zur Tradition. Abgesehen davon, dass ein dicker König das Volk bestens repräsentiert, denn mehr als die Hälfte der Brasilianer sind übergewichtig. Die Meinungen zur Wahl Clarindos waren im Volk trotzdem geteilt und reichten von: Gib die Krone zurück, bevor du dich lächerlich machst, über: In Bahia gibt es eben nur Absurditäten bis zu: Es ist an der Zeit für einen Wechsel oder gar: Hat die Staatsanwaltschaft nichts besseres zu tun, als über Karnevalsfragen zu entscheiden?

Fakt ist: Einer der abgewiesenen dicken Kandidaten hat den Fall vor die Staatsanwaltschaft gebracht und die hat einen Formfehler entdeckt, der dazu führt, dass Momo-Clarindo zurücktreten muß: Er ist in diesem Jahr nicht, wie üblich, gewählt, sondern einfach ernannt worden. Also alle noch mal zurück auf Los. Wann die neue Wahl stattfinden wird, ist noch nicht bekannt gegeben worden. Aber es dürfen alle wieder antreten, die sich ursprünglich angemeldet hatten.

Die Kommentare zum Königsstreit werden derweil immer ironischer: In der einen Hand den Schlüssel der Stadt, in der anderen einen Truthahnschenkel – wünschen sich manche Bahianer den neuen, noch zu wählenden König. Andere loben, dass „endlich einmal die Justiz in diesem Land funktioniert“. Und besonders Freche raten dem wieder entthronten Clarindo: „Du hast noch eine Chance: Iss reichlich Nudeln und trink reichlich Limo, vielleicht schaffst du bis nächstes Jahr die nötigen Kilos mehr!“

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