Wieder ein Jahr beinahe am Ende. Angeblich liegt das am fortgeschrittenen eigenen Alter, wenn die Jahre immer schneller verfliegen. Manchmal scheint es, als könne die steigende Geschwindigkeit auch an den Ereignissen liegen, die sich immer schneller wiederholenden oder gar potenzieren.
Um dabei nicht völlig den Überblick zu verlieren, neigt das menschliche Hirn dazu, um den Jahreswechsel abzurechnen, aufzurechnen, zusammenzurechnen. Und? Wie war das so in 2008?
Für Brasilien war es ein Jahr mit reichlich Superlativen. Der Präsident hat es geschafft, mitten in der Krise laut Umfragen 70 Prozent Zustimmung zu seiner Person und Politik zu erreichen. Seine Partei hat es geschafft, mehr Korruptionsskandale auszulösen, als alle anderen vor ihr. Die Richter des Obersten Gerichtshofs haben es zum ersten Mal in der Geschichte des Gerichtshofs geschafft, über einen Kollegen zu richten: wegen Korruptionsvorwürfen. Mit den Entdeckungen der riesigen Ölvorkommen unter dem Meer schien Brasilien ein paar optimistische Momente lang künftige Heimat von Latino-Ölscheichs – dann zerbrach der Traum an krass sinkenden Ölpreisen und dem voraussichtlich extrem komplizierten Abbau der schwarzen Reichtums. Tröstend winken die Tatsachen, dass die internationale Krise bislang gnädig mit dem größten Land des Kontinents verfahren ist – und dass Brasilien in der Runde der G20 ständig an Gewicht gewinnt.
Und für diesen Blog? Stand ein nicht ganz freiwilliger Umzug aus den Seiten von zeit.de nach blogspot.com auf dem Plan. Manche Leser sind offenbar mitgekommen. Wie viele, ist schwer zu beurteilen, denn das Bloggen ist im Grunde ein einsames Geschäft: Solange sich die Leser nicht zu Wort melden, habe ich keine Ahnung, wer sie sind, was sie denken, ob sie überhaupt noch da sind. Tatsache ist: Seit dem Umzug melden sie sich deutlich weniger zu Wort. Heißt das, es sind deutlich weniger geworden? Oder haben sie nur weniger zu sagen? Und wenn sie zu eher privat gefärbten Posts mehr Meinung zeigen, bedeutet das, die politischen Posts interessieren sie weniger? Oder sind die politisch Interessierten nur schreibfauler? Fragen über Fragen.
Zum Jahreswechsel gehören außérdem gute Vorsätze und fromme Wünsche. Ich wünsche mir für 2009 weniger Blogger-Einsamkeit.Statt dessen großzügige Kommentare: Es darf erzählt, verglichen, gemeckert, gelobt, ergänzt oder verlinkt werden!
Mein Vorsatz: Im Januar geht es weiter mit dem Blog. Bis dahin: reichlich gedeckte Gabentische, einen üppigen Weihnachtsschmaus und eine tolle Party!
Sonntag, 21. Dezember 2008
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16 Kommentare:
Als einer der stillen Leser, der zunächst auch etwas vom "Umzug" überrascht wurde, aber trotzdem gerne gefolgt ist, erfülle ich gerne diesen Weihnachtswunsch.
Mit viel Interesse und fast immer einen Lächeln verfolge ich die erlebten und gelebten Brasilienerfahrungen.
Auch oder gerade weil wir leider noch viel zu wenig unserer Zeit in Brasilien verbringen können, ist es immer eine Freude, in diesem Blog bestehende oder neue Eindrücke aus einer anderen Sicht vermittelt zu bekommen.
In diesem Sinne, bitte weiter so!
Wir wünschen Ihnen angenehme Festtage und im neuen Jahr reichlich Muse für viele schöne Blog Beiträge über den Alltag in Brasilien.
Was soll "Die Zeit" verändern, wenn man das Leben lebt. :-)
Klaus und Moni
Ich bin ebenfalls ein stiller Leser, der immer Deine Einträge mit Freude erwartet und liest.
Ich kenne ebenfalls die "Einsamkeit" beim "bloggen".
Während meiner Zeit bei João Pessoa schrieb ich immer fleißig wöchentlich meine Einträge in meinen Blog und war auch etwas traurig über die wenigen Kommentare. Ich hatte mir dann einen Zugriffszähler in den Blog integriert als Motivation weiter zu schreiben.
Jedenfalls, als ich zurückkam war ich wirklich erstaunt wer alles mitgelesen hat....
Mach weiter so, ich freu mich auf jeden neuen Eintrag :-)
Gernot
Noch ein treuer Leser meldet sich hier. Ob nun mit oder ohne Zeit, ist mir herzlich egal, solange es so herzerfrischende Geschichten wie bislang bleiben.
Ich habe ebenfalls einige Jahre lang ein Blog betrieben. Die Anzahl der Kommentare lag immer so bei einer "handvoll". Seltsamerweise werde ich aber immer wieder auf den einen oder anderen Artikel angesprochen, obwohl schon 2 Jahre Schluß ist.
Insofern denke ich, das es eine gefühlte Einsamkeit ist.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen fröhlichen Jahreswechsel!
ich bin noch da und freue mich das es weitergeht. danke!
Frohe Weihnachten und bitte diese Mischung politisch-privat beibehalten! Auf privateres lässt sich definitiv leichter kommentieren als auf politische.
Oi alemoa nordestina,
sendo filho de uma alemoa paulista, que vive desde 1972 no interior de Sao Paulo criando cavalos, por acaso encontrei hoje teu blog e tenho lido quase todos os articulos. Muito bem observados e escritos, foi um prazer e me fez lembrar dos meus anos no Brasil(1972-1978). Aonde voce mora perto de Recife?
Dein Blog ist abonniert! Übrigens wenn du eine genaue Statistik zu deinem Blog willst, installiere dir http://www.google.com/analytics/de-DE/
Dann kannst du genau verfolgen, wer, wann und warum deinen Blog verfolgt.
Esperando mais articulos em breve e um bom ano novo 2009
saudacoes ao nordeste e um abracao
Nick
Und noch einer der stillen Leser, der mit viel Freude sowohl die politischen als auch die anderen Beiträge konsumieren.
Ich war selbst ein Jahr im Land der Glut ("Brasil") und finde es schön mit den niedergeschriebenen Beschreibungen und Gedanken ein wenig an diese Zeit zurückzudenken. Ich hoffe, dass auch weiterhin regelmässig neue Informationen kommen und arbeite mich in der Wartezeit durch die alten Artikel.
Also, immer weiter so!
Clemens
Ich moechte mich auch als bisher stiller, aber treuer Leser melden. Etwa alle zwei Wochen, wende ich mich zu Ihren Blog, aus folgenden Gruenden:
> Ich moechte mein Deutsch, gelernt hauptsaechlich in den 1970s waehrend eines sechsjaehrigen journalistischen Aufenthalts in Frankrut, auffrischen. Blogsprache ist eine lockere Sprache und Ihr Stil finde ich sehr reich in actuelle, umgangssprachliche Ausdruecke wie "Allerwerteste," "Puste Kuchen!" usw.
> Ich mag Brasilien.
> Ich interessiere mich in die Frage: wie lebt man and wie soll man leben? Ihre Beschreibungen von den unordentlichen Kompromissen des NW brasilienischen Alltags finde ich sehr treffend und auch ruehrend.
Als ich vor 4 Jahen in den suedlichen Teil Brasilien reiste, las ich verhaeltnismaessig viel ueber "Sustainability" und Umwelt. Leute, die solch ein Leben konsequent fuehren (vieleicht Farming nach Prinzipien von Permaculture, usw.)muessen eine klitzkleine Minoritaet ausbilden, aber Ich moechte mal--wenn Sie welche treffen--davon lesen. Es musss irgendwo Brasilianer geben die ein "centered" umwelt-und-nachbarfreundliches Leben nach Mass fuehren.
Tom
Cleveland Heights, Ohio, USA
schön, wieder zu wissen, dass es da draußen leser gibt: vielen dank für die guten worte und wünsche! und bitte: ebenfalls weiter so!
Um abraco, Christine
hallo christine,
bin deinen blogs auch von der zeit hierher gefolgt und lese sie mit großem interesse.
ich hatte vor drei jahren die gelegenheit, brasilien näher kennen zu lernen (unter anderem auch recife) und bin seitdem brasilophil.
ich freue mich auf weitere zahlreiche geschichten von dir (besonders die alltagsgeschichten...)
grüße aus wien, georg
Hallo Christine,
auch ich bin eine stille, aber treue und regelmäßige Leserin. Sie machen mir mit Ihren Anekdoten aus dem brasilianischen Alltag immer wieder eine große Freude.
Liebe Grüße
Christiane
(P.S. Da ich nun endlich einmal schreibe, möchte ich noch einen Hinweis zu einem Artikel anbringen, der vor gaaanz langer Zeit auf der Zeit-Website erschienen ist: Da hatten Sie mal darüber geschrieben, wie unwirtschaftlich aus Ihrer Sicht die kleinen Lebensmittelläden mit ihrer Anschreiberei funktionieren...dazu ist bei McKinsey-Quarterly (frei abrufbar, sogar auf Portugiesisch) ein informativer Artikel erschienen...Selling to Mom-and-Pop Stores in Emerging Markets.)
Hallo,
auch ich bin ein stiller Leser,
habe den Umzug mitgemacht und
freue mich auf jeden neuen Eintrag im Blog.
Auch ich lebe in Brasilien, in Santa Catarina und sende viele Grüße nach Pernambuco.
Feliz Ano Novo,
Harald Nitz
und noch ein bisher stiller leser, komme alle 5-6 wochen mal vorbei und lese dann alles in einem schub, eigentlich auch jeden beitrag. bin sogar erst in der post-zeit ära auf den blog gestossen, aber gibt es bei blogspot keine statistiken? also ich betreibe einen blog (ganz andere thematik) bei wordpress und da kann ich sehr genau sehen, wieviele leute mich besuchen, was die so anklicken, woher sie kommen, wohin sie gehen von meinem blog aus, würde mich ja wundern, wenn blogger das nicht anbietet
Den Umzug etwas spät bemerkt, habe ich aber alles brav nachgelesen... und in Zukunft auch wieder regelmäßig. Dieses Blog ist, soweit ich überblicke, ein Stern unter den Brasilien-Blogs deutscher Sprache. Ich wünsche hoffentlich noch lange viel Spraß bei schreiben.
zwar spät, aber immerhin: ich lese gerne den Blog, auch wenn er nicht mehr bei der Zeit angesiedelt ist. Da wir seit Anfang des Jahres ebenfalls in Brasilien leben, zum Sprachstudium erst mal in Sao Paulo, danach dann in der Nähe von Recife (Itapuama, Cabo) interessiert mich natürlich alles aus Recife. Die posts sind immer informativ und unterhaltsam, bitte weitermachen, unter welchem Dach auch immer. Danke!
Ich bin großer Fan Ihres Blogs und natürlich treuer Leser, bitte nicht aufhören und immer daran denken: Ein Kommentarschreiber steht für hunderte Leser.
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