Montag, 12. November 2007

Rechtschreibung für Räuber

Eigentlich konnte gar nichts schief gehen. Schliesslich waren die Männer Profis. Hatten kürzlich einer Sicherheitsfirma flott mal zehn Millionen abgenommen, und davor den Geldtransporter einer Bank um eine noch höhere Summe erleichtert - noch bevor das Geld überhaupt in den Transporter gelangen konnte. Die gesammelte Beute hätte locker für eine Rente auf Lebenszeit gereicht. Für alle. Doch da gab es noch diese unfehlbare Idee.

Am letzten Donnerstag sollte der neue Coup laufen. Alles war akribisch geplant. Die Männer hatten bei einem der edelsten Feinkostläden von Sao Paulo Weihnachts-Geschenkkörbe bestellt, ordentlich bezahlt und abgeholt. Dann hatten sie sich einen weißen Fiat-Kastenwagen gekauft – genau so einen, wie der Lieferservice der Edelnahrungsmittel ihn benutzte. Schliesslich hatten sie einen Aufkleber mit dem Firmenschriftzug auf den Wagen geklebt und sich selbst T-Shirts mit der gleichen Aufschrift bedrucken lassen. Im exakt richtigen Grün-Ton, in exakt der richtigen Größe und Schrift und überhaupt sehr professionell gemacht.

Damit wollten sie sich Zugang zu einem der wie Hochsicherheitszonen geschützten Wohnblock der besseren Sorte verschaffen: Als harmlose Lieferanten von Panettone und Co. Sie waren überzeugt, dass die Investition in die italienischen Kuchen sich lohnen würde, um an die Safes der wohlhabenden Wohnblockbewohner heran zu kommen.

Bis vor den Wohnblock kamen die Männer. Dann hielt sie eine Polizeistreife an. Verlangte, das Wageninnere zu sehen. Und fand dort neben Panettone und anderen Leckereien zwei Gewehre, ein MG, zwei Pistolen, Werkzeug zum Safe-Aufbrechen, zwei schußsichere Westen, zwei nachgeahmte Polizei-T-Shirts, sechs Funkgeräte, eine extrem leistungsstarke Taschenlampe und acht Handys.

Das waren Beweismittel genug: Statt in die Luxussuite kamen die Männer allesamt in den Knast. Mehreren von ihnen war die Polizei schon länger auf der Spur gewesen. Ein einziger Buchstabe hat ihnen letzte Woche den Coup und die Zukunft verpatzt. Beim Klonen des Lieferwagens war ihnen ein Fehler unterlaufen. Statt „Emporio“ – wie der Original-Firmenname lautet, hatten sie „Imporio“ auf ihrem Wagen stehen. Und wie um zu beweisen, dass es sich nicht um einen Flüchtigkeitsfehler handelt, sondern um echtes Unwissen, steht konsequent auch auf T-Shirts und in der Internetadresse das verflixte I. Der Polizeichef meint dazu: „Operational sind die Jungs wirklich gut. Aber grammatikalisch dafür entsetzlich schlecht.“

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