Die Umständlichkeit und Ineffizienz brasilianischer Behörden ist bekannt. In Brasília ist jetzt Schluß damit. Der Gouverneur hat ein Dekret erlassen. Dekrete kann ein Gouverneur ganz allein erlassen – sie müssen dann zwar noch bestätigt werden, aber erst mal gelten sie.
Gouverneur José Roberto Arruda hat also folgendes verfügt:
1. Der Gebrauch des Gerundiums ist in allen Regierungsorganen in Brasília verboten.
2. Es ist außerdem verboten, den Gebrauch des Gerundiums als Entschuldigung für Ineffizienz einzusetzen.
Danach ist er nach Washington gefahren. Und jetzt raufen sich die Zurückgebliebenen die Köpfe. Die einen, weil ihnen das Gerundium als weicher Puffer vor der Aktion so schön gedient hat. Das läßt sich am besten anhand des Kölschen erklären. Das Kölsche „Ich bin am Machen und am Tun“ etwa zeigt hervorragend, wie sich mittels Gerundium der Eindruck von wüster Aktivität hervorrufen läßt – ohne dass eine solche tatsächlich stattfinden muss. Die brasilianischen Gerundium-Profis nutzen ihre Lieblingszeit in etwa so: Wenn jemand wissen will, bis wann etwas erledigt sein wird, sagen sie beruhigend: „Wir werden für Sie am Machen sein“ – was die gefragte Aktion in eine ungewisse Zukunft verschiebt, und trotzdem ungemein offiziell klingt.
Keine Frage, solche Ausreden nerven. Aber vielleicht hätte der Gouverneur seine Provokation besser nicht im Alleingang verantwortet. Anstatt zu verstehen, dass der Gouverneur „provokant zur mehr Effizienz aufrufen“ wollte, wie er aus den USA verlauten ließ, streiten sich hier nämlich jetzt die Linguisten und raufen sich die Haare: Dem Gouverneur ist beim Alleingang gegen das Gerundium entgangen, dass das Gerundium Teil der portugiesischen Grammatik ist – und daraus nicht so ohne weiteres zu entfernen. Was der Gouverneur meint, ist der „Gerundismo“, der Mißbrauch des Gerundiums. Den beherrschen vor allem Angestellte im Telemarketing und in Behörden. Und Politiker, wie Planungsminister Paulo Bernardo beweist, als er auf die Frage antwortet, was er vom neuen Dekret hält: „Ich werde drüber am Nachdenken sein“.
Montag, 8. Oktober 2007
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