Mittwoch, 18. März 2009

Vier Bier weniger für die nächste Rate


Wenn Paulo nicht wäre, wüsste ich heute noch nichts davon. Weil ich ja grundsätzlich nichts auf Raten kaufe, nie gekauft habe, und auch hier im Land der Super-Raten nicht damit anfangen werde. Aber Paulo will jetzt dabei einsteigen. Paulo ist Anfang Vierzig, sieht aus wie Fünfzig, und arbeitet unregelmäßig. Eigentlich ist er Musiker, aber da es zum Durchbruch nie gereicht hat, verdingt er sich notfalls auch als Hilfskraft auf dem Bau oder zu sonstigen Gelegenheitsjobs. Das Resultat ist ein sehr bescheidenes und zudem unvorhersehbares Einkommen. Deswegen hat Paulo bislang auch keine Ratengeschäfte gemacht: Selbst monatliche Winzraten von 30 oder 40 Reais waren ihm nicht geheuer.

Doch neuerdings gibt es Ricardo Salinas im brasilianischen Nordosten. Salinas ist einer der reichsten Männer Mexikos, nicht ganz so wie Carlos Slim, aber auch beachtlich. Seine Familie hat ihr Vermögen mit Läden für Elektroartikel gemacht, die vor allem Geringverdiener zu ihren Kunden zählen. Die Salinas bieten dieser spezielle Kundenschicht nicht nur ein spezielles Warenangebot, sondern auch ganz besonderen Kredit bei ihrer eigenen Bank „Banco Azteca“. Vor ziemlich genau einem Jahr hat die brasilianische Zentralbank Salinas erlaubt, seine erste Banco Azteca in Brasilien zu eröffnen, in Recife. Seitdem bietet Salinas nach den Geringverdienern in Mexiko, Guatemala, Honduras, Peru und Panamá auch den Gelegenheitsjobbern Brasiliens seine Konditionen.

Die folgen der Theorie, dass Erziehung besser mit Lob funktioniert, als mit der Rute. Ds bedeutet nicht etwa, dass Salinas aus Menschenfreundlichkeit niedrige Zinsen böte. Er nimmt im Ratengeschäft 100 Prozent. Die Konkurrenz verlange 120 behauptet er. Das werde ich jetzt nicht nachprüfen. Ich bin sicher, die Kunden gewinnt Salinas nicht durch 20 Prozent weniger Jahreszinsen, denn die meisten Ratenkäufer rechnen sich nicht mal den Gesamtpreis der Ware aus, die sie per Unterschrift erstehen, geschweige denn die Zinsen oder gar deren Prozentsatz. Den gemeinen Geringverdiener interessiert vor allem, wie viel er wie oft zu zahlen hat. Und Ricardo Salinas bietet wöchentliche Raten, statt monatliche. Die können gelegentlich bei bescheidenen 5 Reais liegen, das sind weniger als 2 Euro, und so eine Summe erschreckt nicht mal Leute wie Paulo.

Noch besser: Wenn so ein Gelegenheitsjobber bei einer besonderen Gelegenheit eine größere Summe verdient, kann er auch mehrere Raten auf einmal oder gar die kompletten Schulden bezahlen – in diesem Fall werden ihm keine Zinsen berechnet. Wer einfach nur zum normalen Fälligkeitstermin seine Wochenrate abliefert, bekommt immerhin schon einen Rabatt von 20 Prozent. Bislang gibt es keine Statistiken darüber, aber ich könnte wetten, dass Salinas eine der besten Rückzahlungsquoten des Landes hat. Paulo jedenfalls hat beschlossen, dass er sich jetzt endlich einen Ghettoblaster zulegen wird. Der kostet 12 Reais in der Woche, und das, so Paulo „sind vier Bier weniger am Wochenende, und schon habe ich das Geld für die Rate zusammen.“

Foto: blogdoguilhon.blogspot.com

4 Kommentare:

Heiko Grabolle hat gesagt…

Ganz toll dieser Blog über Brasilien. Ich habe hier mal etwas über die brasilianische Küche:


Brasilianische Küche im Mittelpunkt des Meeres
Von Heiko Grabolle

Wieder einmal wurde die Costa Kreutzfahrtenlinie Mittelpunkt der brasilianischen Küche. Mit dabei waren diesmal 12 renomierte Küche aus Brasilien, davon ein Deutscher Koch aus Westfalen und der Restaurantverein Boa Lembrança - Associação da Boa Lembrança (Verein brasilianischer Restaurants der guten Erinnerung) die das Event wie immer tatkräftig unterstützen.

Die speziellen Aktivitäten der Themenreise 2ª Prata Gourmet, die vom 28. Februar bis zum 09. März 2009 stattfand, wurden von den 12 Küchenchefs und 4 Auszubildenden mit großer Bereitschaft ausgeführt. 450 kg Meeresfrüchte (250 kg Garnelen), 650 kg Fisch-Filet (250 kg Filets Stockfisch), 200 kg Lamm-Carré, 250 kg getrocknetes Fleisch, 300 kg Tomaten, 350 kg Zwiebeln , 200 kg Kartoffeln, 250 kg Manioka, 180 Liter Kokosmilch , 100 Liter Olivenöl und 100 kg Cupuaçuconzentrat, dies sind nur einige Zahlen der Zutaten die wärend der 9 Tage langen Reise für 2680 Passagiere von den brasilianischen Köchen verkocht wurden.

Costa Kreutzfahrten sind die einzigsten die in Südamerika diese spezielle Themreise mit original brasilianischer Küche anbieten. Die Beteiligung von renommierten brasilianischen Köchen, und dem deutschen Koch, Heiko Grabolle, der schon seit 5 Jahren in Brasilien lebt, erweitern das Angebot um ein vielfaches.

Zu den Aktivitäten der eingeladenen Köche zählen die verschiedensten Themen: Flavia Quaresma spielte mit den Kindern "blindes Huhn", die Kleinen Passagiere mussten mit verbundnen Augen Lebensmittel wiedererkennen und beschreiben - in einer anderen Aufführung kochte die Küchenchefin gefüllten Mini-Teigbällchen und kreierte so ein fantastisches Essen für die Kleinen.

Aber auch die Erwachsenen hatten die Möglichkeit an den verschiedenen speziellen Angeboten, den Workshops teilzunehmen: Zum Beispiel wurden Rezepte mit Moqueca - einem brasilianischem Garneleneintopf, von der Köchin Tereza Paim vorgeführt; Risotto mit getrocknetem Fleisch von Monica Rangel; Teigtaschen mit Meeresfrüchten gefüllt und dargestellt von den Köchen Mariana Palmeira e Dalton Rangel; Informationenen zum Barreado Açoriano, einem klassichem brasilianischen Lehmtopfgericht, gab es unter der Leitung des Deutschen Küchenmeisters und Mitglied im Verband der Köche Deutschlands, Heiko Grabolle. Es gab auch eine Vorführung von Tapiocaplätzchen mit dem Küchenchef César Santos und natürlich gab es auch einen Vorgeschmack von dem asiatischen Koch aus der Stadt Braslília, William Chen Yeng der ein authentisches Yakissoba vorkochte.


An einem Themenabend bereiteten die Köche unter anderem 2400 "escondidinhos de camarão" - ein typisches Gericht das aus überbackenen Garnelen mit Mandiok und Käse besteht oder auch 2000 Portionen Stockfischconfit zudem 6.000 kleine Zwiebeln und Frühlingskartoffeln serviert wurden. 1.400 Cashew-Panna-Cotta mit Cupuaçusauce und so weiter...

Für die Verkostung der Weine war der Koch Paulo Pinho zuständig der die Gäste zu einer zweistündigen Vorführung über Wein einlud. Über 60 Gäste hatten die Möglichkeit die verschiedenen Weine zu verkosten.

Es wurden auch noch spezielle Themenbuffets am Lido-Deck angeboten wo die Köchin Ana Bueno unter anderem 1600 Knödel aus Trockenfleisch mit Bananenfüllung zubereitete. Der deutsche aus Westfalen, Heiko Grabolle stellte seinen Fischeintopf aus Santa Catarina vor der an 600 Personen serviert wurde.

Zusätzlich zu den Angeboten wurde in diesem Jahr zum ersten mal ein Kochwettbewerb veranstaltet. Die Gäste konnten sich dazu vorher einschreiben von denen 6 Personen später ausgelost wurden. Unter Leitung der Köche gab es als Aufgabe in nur 40 Minuten ein Risotto für 4 Personen zu kochen. Die Teilnehmer hatten dazu eine grosse Auswahl an verschiedenen brasilianischen Lebensmitteln.

"Diese Art von Unterhaltung war so erfolgreich dass wir sie schon fürs nächste Jahr in unser Programm aufgenommen haben!" sagt Heiko Grabolle, der unter anderem auch für die Planung des Events mitverantwortlich ist. "Nur dass wir nächstes Jahr sehr viel mehr Gäste zu verköstigen haben. Auf der Costa Magica mit Ihren 3460 Passagieren!" bestätigt er fröhlich.

Und deshalb für alle Freunde der brasilianischen Küche, 3ª Prata Gourmet 2010 auf der Costa Magica - Buchen Sie Ihre Kabine und Ihren Platz am Tisch! Wir wünschen Ihnen schon einmal guten Appetit - Saúde.

Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an den Küchenmeister Heiko Grabolle
http://www.heikograbolle.com
http://heikograbolle.blogspot.com

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Unknown hat gesagt…

ich nehme an, die themen-kreuzfahrten sind per wöchentlicher rate zu bezahlen? paulo wäre nämlich gerne bei der nächsten dabei...

David hat gesagt…

Zum genannten "Paulo" würden sich gewiss noch eine Anzahl weiterer Menschen finden lassen, welche zu gerne einmal solch einem lukullischen Feuerwerk in gediegener Atmosphäre auf sanften Meereswogen, beiwohnten. Um, mittels kredenzter, kulinarischer Genüsse, bei erlesenen Weinen, ihren Horizont in Sachen „Essen & Trinken“ beträchtlich zu erweitern.

Ohne Frage lassen sich aus der Perspektive eines Experten auch viele einfache deutsche wie brasilianische Speisen noch variieren, verfeinern. Oder mittels neuen Verfahren oder anderen Zutaten in ungewohnter Weise adeln und somit ein völlig neues Geschmackserlebnis zaubern. Für jemanden, die/der Solches zu schätzen weiß, eine schöne Sache.

Allerdings hege ich, ehrlich gesagt, laue Zweifel, ob hier „Banco Azteca“ auch noch greift, ob für jemanden wie "Paulo" etwaige Raten einer solchen Kreuzfahrt zu begleichen seien. Selbst wenn diese monatlich, anstatt wöchentlich, zu entrichten wären.

 
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