Lula wirkt in letzter Zeit immer gelöster. Vielleicht liegt das an den sensationellen Umfrageergebnissen, die ihm eine Beliebtheit ohnegleichen bescheinigen.
Kürzlich musste der Präsident in Sao Paulo eine Ledermesse eröffnen – eigentlich kein sonderlich amüsanter Termin. Aber als sich da so die Fotografen um ihn drängten und vor ihm eine Reihe exklusiver Schuhe standen, griff sich der Präsident spontan einen davon, grinste wie ein Lausbub und drohte, die elegante Fußbekleidung auf die Reporter zu werfen: Großes Gelächter.
Lula hatte tatsächlich allen Grund, von Reportern genervt zu sein. Erst wenige Tage vorher hatte er seinen geplanten Urlaub auf der Insel Fernando de Noronha vorzeitig abgebrochen, weil die frechen Presseleute ihn und seine Frau ständig belagerten. Vielleicht auf der Lauer nach einem Badehosenfoto. Oder einem irgendwie gearteten Missgeschick. Statt leichte Beute zu bleiben, zog das Präsidentenpaar es vor, den Rest des Urlaubs irgendwo an einem Strand des Bundesstaats Bahia zu verbringen.
Seitdem trägt der Präsident eine kleidsame Bräune, ein gelöstes Lachen im Gesicht, möglicherweise volleres Haupthaar und einen ganz neuen Humor: „Natürlich wollte ich nicht wirklich werfen!“ wehrt er die Fragen der Presse nach dem erhobenen Schuh ab, „ich habe mich nur gegen eventuelle Angriffe von Ihnen gewappnet.“
Manche schimpfen, er hätte mit dem Schuh lieber Politiker bedrohen sollen als die Presse, und Fotografen beschweren sich grinsend über ihren neuerdings immer gefährlicheren Beruf. Dabei war die Schuh-Geste womöglich eine historische Wende im Verhältnis des Präsidenten zu den Medien: Weg von Zensurbestrebungen, hin zur Ironie. Schön wäre es.
Fotos: Jefferson Bernades/Preview.com
Samstag, 17. Januar 2009
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2 Kommentare:
Der President hat seine Urlaub auf der Insel abgebrochen weil die lokale Politiker ihm mit (politische) Termine belästigt haben. Das hatte mit der Anwesenheit der Presse nichts zu tun. Schliesslich wusste jeder dass die Insel nicht abzusperren ist, wie in einigen Spots Guarujás hier in Süd der Fall ist.
Was seine Beziehung mit der Presse betrifft, weist seine Interview in Zeitschrift "Piauí" ganz genau darauf hin, dass dies häufig nicht reibungslos gewesen ist. Das zeigt sich auch an die kleine Anzahl der kollektiven Interviews, die die Presse mit ihm führte.
...da habe ich dann wohl etwas falsch verstanden an der TV-Berichterstattung über Lulas Urlaubsabbruch, sorry! Werde jetzt gleich das Piaui-Interview lesen, die Januarausgabe ist bei mir gestern erst angekommen und noch ungelesen...
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