Donnerstag, 28. Dezember 2006

Maresia - die rätselhafte Kraft der Zerstörung

Am Meer wohnen ist wunderbar. Abends mit den Wellen einschlafen, morgens mit den Wellen aufwachen, tagsüber mit Blick auf die Wellen arbeiten. Ein Traum. Wenn die Maresia nicht wäre.

Zuerst hat sie mein Handy erwischt. Neu in Deutschland gekauft und direkt importiert. Nach zwei Wochen Maresia ist das Display plötzlich erloschen. Dann folgte die Mikro-Anlage. Ebenfalls neu. Spielt MP3 und CDs und überhaupt alles ab und klingt für ihre lächerliche Größe gar nicht schlecht. Klang nicht schlecht, muss ich wohl besser sagen. Nach drei Wochen Maresia spielt sie nämlich nur noch ein bis drei Stücke und hört dann einfach auf. Das Diktiergerät hat im Vergleich ziemlich lange überlebt. Ich hatte es mehrere Monate nicht benutzt, und als ich es kürzlich aus dem Schrank holte, war es gelbgefleckt und tot: Die Batterien sind ausgelaufen.

„Ganz klar, das ist die Maresia!“, urteilt mein Nachbar. „Die funktioniert hier direkt am Meer besonders schnell und schmerzhaft.“ Der Mann muß es wissen, denn bei ihm ist das mit der Maresia noch viel schlimmer. Ricardo ist Grafiker, und zurzeit schaltet er jeden Morgen mit Herzklopfen seinen PC an. Manchmal bootet der dann, manchmal aber auch nicht: Wenn die Maresia sich mal wieder an irgendwelchen Kontakten zu schaffen gemacht hat. Der PC ist neu. Den alten hatte die Maresia schon komplett geschafft.

So hübsch ihr Name Maresia klingt, so lebensgefährlich sind die Attacken der salzigen Meeresbrise, vor allem auf Maschinen. Ich lerne gierig alle Tricks, wie ich mich gegen sie wehren kann. Ricardo etwa hüllt seine neue Digitalkamera in Frischhaltefolie, bevor er Surffotos macht – nachdem die Maresia den Motor der alten gefressen hatte. Er hat kleine Säckchen aus Stoff genäht, die er mit Silicagel füllt und in TV, PC, Drucker, Scanner und andere Geräte stopft – in der Hoffnung, daß sie dadurch trocken und heil bleiben. Ich schalte außerdem meinen Fernseher mehrmals täglich an – unabhängig davon, ob ich eine Sendung sehen will: die Hitze des Stromkreislaufs hält die Kontakte trocken – hoffe ich. Ich wachse meinen Kühlschrank und meinen Herd – seit ich bemerkt habe, wie die neuen Geräte schon nach wenigen Monaten Rost ansetzen. Ich öle mein Fahrrad komplett ein, entferne Batterien aus Geräten, die nicht ständig in Betrieb sind, packe den Laptop jedesmal weg, wenn ich ihn nicht benutze, und das Handy in eine Plastiktüte, wenn ich an den Strand gehe. Und hoffe jeden Abend, daß meine Arbeitsgeräte morgen noch funktionieren.

„Ideal wäre so eine Art Aquarium“, meinte Ricardo heute. „Ein kleiner Glaskubus, in dem man einen Luftentfeuchter an- und sich selbst mit allen Arbeitsgeräten einschließt: Da soll sie mal versuchen, reinzukommen, die Maresia.“ Ricardo kam vorbei, weil sein neues Handy plötzlich erloschen war. Er wollte wissen, ob ich übergangsweise ein Ersatzgerät für ihn hätte. „Nur eins, bei dem das Display erloschen ist“, sagte ich. „Macht nichts“, meinte er. Also nahm ich das alte Maresia-Opfer aus dem Schrank und schaltete es probeweise an. Das Display leuchtete, als sei das nie anders gewesen. Versteh’ einer die Maresia!

1 Kommentar:

www.alois-brinkmann.de hat gesagt…

Anscheinend gibt es die Probleme immer da wo man na am Meer wohnt. War im Okt 2006 auf Boracay / Philppinen wo meine Kamera den Geist aufgab.Um Bilder zu machen hatte ich mir dann eine neue zugelegt. Als man mir dann 2 Tage später meinen Rucksack geklaut hatte mitsamt meiner neuen Kanera war ich doch mehr als gefrustet ...
Schöne Grüße aus dem Emsland / Niedersachsen/ Germany

 
Add to Technorati FavoritesBloglinks - Blogkatalog - BlogsuchmaschineBrasilien