Montag, 9. Oktober 2006

"Scheiße Lula"

Heute hat der Präsident beim TV-Duell mit seinem Herausforderer Alckmin nicht blau gemacht. Das Klassenziel der Wiederwahl ist ja auch noch nicht erreicht. Immerhin sagten ihm gestern die Umfragen 50 Prozent voraus - gegen schlappe 43 für Alckmin. Vielleicht hat Lula deswegen leichthin versprochen, er werde heute abend über alles reden, was der andere wissen wolle, über Korruption, über Ethik, über Sicherheit...

Über Korruption muss er dann wirklich reden. Macht aber nix, der Mann ist vorbereitet. Fünf Minister aus seiner Regierung mussten wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten? Ein gutes Zeichen! Denn „die anderen Regierungen haben den Dreck immer nur unter den Teppich gekehrt“. Er hingegen habe schon als kleiner Junge bei seiner Mama zuhause das Sofa hochgehoben, um auch darunter sauber zu machen.

Im Dreck unter dem Sofa wühlen dann beide Kandidaten gekonnt herum. Sei es, dass Lula Alckmin für die Gewaltexzesse der kriminellen Vereinigung PCC in Sao Paulo verantwortlich macht oder dass Alckmin Lula "schwach" nennt, weil der sich nicht energisch gegen den Nationalisierungsspräsident von Bolivien gestellt hat, um die brasilianische Petrobras zu verteidigen.

Irgendwann schon kurz vor Schluss haben es die beiden Kandidaten geschafft, sich gegenseitig als Lügner zu beschimpfen - aber keiner von beiden hat über sein Regierungsprogramm gesprochen.

Ob das noch kommt, kann ich nicht sagen, denn just, als Alckmin den Präsidenten auf die miserable Energielage des Landes anspricht, ist es hier ganz schwarz geworden. Allgemeiner Stromausfall. Der erste Kommentar zum strombedingten Ende der Debatte kommt irgendwo da draußen aus der Nacht: „Scheiße Lula“ brüllt es.

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