Freitag, 29. September 2006

Der Präsident macht blau

Der Stuhl ist leer geblieben. Der Präsident hat blau gemacht. Ist einfach nicht gekommen. Hat sich der großen Debatte der vier Präsidentschaftskandidaten verweigert. Und das im allerletzten Moment, drei Stunden vor Beginn der TV-Runde. Seine Marketingspezialisten hatten vom Live-Auftritt abgeraten, der bringe keine Wählerstimmen. Das hat Lula in seinem Absagebrief an die TV-Macher natürlich nicht so geschrieben. Statt dessen gab er sich moralisch entrüstet: Er nehme nicht teil, weil er sich sonst in eine Arena des unfairen Kampfs begeben würde, behauptete der Präsident. Dabei ist die TV-Globo-Debatte so regelstreng wie ein Ausflug ins Nonnenkloster, persönliche Beleidigungen und Angriffe auf die Ehre sind sowieso verboten.

Ihre fiesen Fragen mußten die anwesenden Kandidaten nun an den leeren Stuhl des Abwesenden stellen. Zum Beispiel die, ob er im Falle seiner Wiederwahl zurücktreten würde, falls sich der Verdacht bestätigt, daß er mit öffentlichen Geldern das Dossier gegen Serra kaufen wollte. Minderheits-Kandidat Cristovam Buarque nannte Lulas Abwesenheit gar „eine Form der Korruption“. Aber Korruption scheint das Volk nicht zu beeindrucken. Nie war so viel Korruption im Land wie während Lulas Mandat. Noch gestern, vor der Debatte meldete die Meinungsforscher 53 Prozent der Stimmen für Lula.

Nach der Debatte sagen 40 Prozent der Teilnehmer einer Internetumfrage, sie würden nicht wählen, wenn sie nicht müssen. Aber Wähler dürfen ja nicht blau machen in Brasilien.

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